Als ich heute morgen aus dem Küchenfenster schaue, ist es ungewöhnlich still, denn auf dem Boden vor dem Futterhäuschen sitzt ein großer Raubvogel. Offenbar hat er die Futterstelle gemäß seinen Bedürfnissen aufgesucht, in der Kralle hält er ein schwarzes Federbündel, eine tote Amsel. Der Jäger wirkt etwas desorientiert, wendet den Kopf hin und her, scheint nach einem sicheren Platz zu suchen, um die Beute zu verzehren, schließlich erhebt er sich wie mit großer Anstrengung und verschwindet aus dem Bild.
Ich habe nicht versucht, ihn zu verscheuchen, für die Amsel ist es ohnehin zu spät. Die Böden sind seit Wochen gefroren und jetzt noch mit Schnee bedeckt, keine Chance für den Raubvogel, eine Maus oder andere wenig geschätzte Nager zu erwischen - ich gönne ihm die Überlebensmahlzeit.
Wenn allerdings die Nachbarskatzen, wohl genährt und versorgt, nur so zum Vergnügen hier Jungvögel töten und unter meinen geliebten Eidechsen wüten - HAH! Der Adrenalinspiegel steigt allein beim Gedanken daran und jetzt weiß ich, heute ist mein Thema: eine kritische Betrachtung dieses putzigen Raubzeugs und vor allem seiner gedankenlosen Halter, die der angerichtete Schaden beispielsweise in der Artenvielfalt nicht die Bohne interessiert. Man sollte eine Katzensteuer einführen, dazu Prämien fürs Kastrieren oder Sterilisieren und überhaupt...

"Ja, gute Idee," sagt mein Freund M., dem ich am Telefon davon erzähle, "hast du die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom letzten Wochenende gelesen, da wird genau dieses Thema abgehandelt."
Ich mache es kurz: der Artikel ist fundiert, mehr wäre mir dazu auch nicht eingefallen, weshalb ich ihn meinerseits zur Lektüre empfehle, im Netz zu finden unter

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/katzen-zerstoeren-die-umwelt-besteuert-sie-14652275.html

Das sind schon kernige Sätze:
Hunden kann man ihren Killerinstinkt abtrainieren, Katzen nicht. Eine Katze tötet alles, was sich bewegt und nicht größer ist als sie selbst. Wäre sie etwas größerer Statur, müsste man sie hinter Gitter sperren und streng bewachen.
Und wagmutige Vorschläge:
Man könnte damit aufhören, den Holocaust zu beschwören, wenn sich ein Tierheim dazu entschließt, überzählige Katzen einzuschläfern, weil es restlos überfüllt ist.

Ich denke, der Autor kann sich auf einen heftigen Shitstorm gefasst machen, und wenn er nicht mit neuer Identität in die Mongolei flüchten muss, hat er das nur dem Umstand zu verdanken, dass die echte Gemeinde der Bastet-Verehrer und Verehrerinnen nur selten die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung liest.

Allerdings, ich sags nur ungern, die Biester können schon herziger schauen als ein ausgehungerter Bussard, und ihr Schnurren hat etwas Beruhigendes.
Und so ist denn auch einer meiner Freunde, ebenfalls kein Katzenfreund, vor nicht allzu langer Zeit in peinlicher Situation ertappt worden, nämlich beim Schmusen mit Joschi, einem gelb getigerten Kater. Das kompromittierende Foto konnte er nur mit 125 Dosen Katzenfutter Premiumqualität zurück kaufen, und er hat es mir nur bei Zusicherung der Anonymisierung seiner Person hier zur Verfügung gestellt.