Ich sags nur ungern:
Die Vorstellung einer Treue ausgerechnet gegenüber einer Partei - ist das nicht herzig altmodisch?
Ein Rückblick:
Dank der historischen Arbeit der SPD gab es Aufstiegschancen auch für mich, mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung konnte ich meine Promotion abschließen, und bekam einen guten Job. Somit hat mich also die brave Partei in die Klientel der Grünen hinauf befördert. Die hab ich zwar nicht gewählt, aber geholfen hat es auch nicht.
Mein Direktkandidat für die Bundestagswahl hatte mir versprochen, gegen eine GroKo zu stimmen, was er wohl getan hat, aber geholfen hat es auch nicht.
Ein rühriger Nachwuchspolitiker in meiner Region ist dann aus Protest aus der Partei ausgetreten, dazu maulte ein Alt-Genosse: "Typisch die Jungen, wenns Probleme gibt, sind sie weg!"
Typisch die Jungen - das waren doch die selbstgerechten Töne, die man, als Jusos, schon vor einem halben Jahrhundert so ätzend fand!
Man muss zugeben, dass sogar im Würgegriff der GroKo die SPD, z.B. in den Bereichen Arbeitszeit und Bildung, Einiges ereicht hat - aber warum hat man im Wahlkampf so wenig davon gehört?
Und nicht nur Hans Jochen Vogel und ich, sondern auch viele (Nicht mehr-) Wähler nehmen es der SPD übel, dass sie in Zeiten mit besserer Aufstellung so wenige Anstrengungen gegen eine der wichtigsten Ursachen von Wohnungsnot unternommen hat; von Bodenrechtsreform hat man seit Jahrzehnten nichts mehr gehört. Und hat man sich nicht auch zu wenig um Alternativen für die strukturschwachen Gebiete gekümmert, wo der Landrat dann wegen der Arbeitplätze wenigstens einen Schweinmastbetrieb ansiedeln ließ?
Man muss sich von Gattin/Gatten ja nicht gleich scheiden lassen, aber man kann schon fordern, dass sie/er sich nicht gehen lässt, öfter mal duscht etc. Und so hoffe ich, dass die Seniorin SPD nicht nur, zu kurz greifend, wieder neue Personal-Querelen-Debatten beginnt, (wobei ich auf einige Gesichter schon verzichten könnte) sondern die klugen Analysen liest, die auf die Probleme der Zukunft hinweisen, wie veränderte soziale Fragen im weltweiten Zusammenhang oder das Verschwinden der klassischen Klientel.
"Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will" - die Zeiten sind vorbei, heute steht nur das rote Windradl still, weil der Zeitgeist gerade anderswo weht.
Aber einen Ausgleich z.B. zwischen von Arbeitslosigkeit bedrohten Braunkohlekumpels und Umweltschutz zu finden, wer soll das schaffen? Die Schwarzen schon gar nicht, aber auch die Grünen nicht, soziale Themen haben bei denen bisher nur eine dekorative Rolle gespielt, (und die AfD hält ausnahmsweise die Klappe weil man hier beim besten Willen keine Flüchtlinge verantwortlich machen kann.)
Um so wichtiger bleibt, ja, liebe SPD, eine Partei, bei der soziale Themen, alt und neu, immer noch oben auf dem Programm stehen. Und - Achtung, Utopie - könnten nicht all die neuen grün links Abgesplitterten und Aufsteher ihre persönlichen Animositäten hintanstellen, ihre Ziele auf Gemeinsamkeiten prüfen, um über diese Themen Zweckbündnisse zu bilden und stärker werden? (Muss ja auch nicht alles SPD heißen, wichtig wäre, dass die richtigen Zutaten drin sind.)
Und könnte nicht ein Sender der adretten Sahra endlich eine Talkshow im Frühstücksfernsehen geben, verbunden mit einem Vertrag für Oskar als Senior-Model Spezial?
Ich werde wohl weiterhin in der Senioren-WG mit meiner alten SPD bleiben. Lieber wäre mir allerdings eine All-Generationen-Siedlung mit dem Nachwuchs. Aber den müsste man halt einziehen lassen.