so wird allen Ernstes ein Raumspray namens UNUM LAVS im Katalog eines ansonsten durchaus seriösen Versandhandels angeboten. Papst Benedikt soll damit seine kirchlichen Gewänder beduftet haben, ein Schelm wer Unrat wittert. Sein Nachfolger Franziskus mag es wohl weniger prunkvoll und scheint keinen Bedarf an erlesenen Ingredienzien auf seiner Soutane zu haben. Er hat ja kürzlich auch auf die steuerfreien Zigaretten, die bisher dem Vatikan zustanden, verzichtet. Das alleine dürfte schon, ohne spirituelle Beduftung, dort für bessere Luft sorgen, und so können wir Laien jetzt die Restposten von UNUM LAVS aufkaufen.
"Papst Franziskus finde ich in der Frauenfrage nicht fortschrittlich, allerdings gefällt mir, wie er den Kapitalismus immer wieder als etwas ganz Schlimmes angreift". Das sage jetzt nicht ich, sondern Gretchen Dutschke. Die Witwe des 1975 an den Spätfolgen eines Attentats verstorbenen Linksaktivisten Rudi Dutschke, ist mittlerweile ein hell waches altes Mädchen und hat kürzlich schlicht aber lebensklug von der aufregenden Zeit um und nach 68 erzählt. (SZ Magazin 47 24.11.2017 - lesenswert!).
Sie erinnert auch daran, dass Rudi Dutschke, der das Attentat auf ihn mit schweren Hirnverletzungen knapp überlebte, dem Attentäter verziehen hat. Der jüngste Sohn des von der RAF entführten und erschossenen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer hat noch 2007 eine Versöhnung mit den Tätern abgelehnt. ALLERDINGS -
Dutschke konnte sich mit dem Mann, der ihn ermorden wollte, wenigstens brieflich austauschen; die inhaftierten RAF-Mitglieder haben dagegen bisher eisernes Schweigen über die gemeinsam verübte Tat bewahrt. Nun hat Silke Meier-Witt diese bleierne Stille mit ihrem Gespräch mit Schleyer-Sohn Jörg durchbrochen, was Willi Winkler in seiner Betrachtung des Ereignisses ( SZ vom 29.11. S.3) zu dem schönen Schlußsatz veranlasste: " ...dann ist auch dieser alte deutsche Krieg endlich vorbei." JA,
das klingt adventlich und könnte auch Papst Franziskus gefallen. Leider habe ich dann etwas zu lange darüber nachgedacht, was der Autor genau mit diesem Krieg gemeint hat - nur den Konflikt zwischen unrettbar verbiestertem RAF-Personal und den Nachkommen der Ermordeten, oder auch andere Kampfschauplätze? NEIN,
wir Jusos damals waren keine Freunde der RAF - mit Mord und Selbstjustiz werden keine sozialen Konflikte gelöst. Aber es wäre uns fern gelegen, einen wie den Arbeitgeberpräsidenten in Harmonie zu umarmen, einen ehemaligen SS-Untersturmführer, der jetzt für rücksichtslos expandierenden Kapitalismus stand. Dagegen waren auch wir zum Kampf aufgestellt - allerdings nur mit den mit Demokratie und dem Grundgesetz (Menschenwürde!) vereinbaren Mitteln. ABER
ach und weh, was ist eigentlich ein halbes Jahrhundert später mit legalen Mitteln in der Umarmung sozialliberaler und großer Koalitionen erreicht worden? Uralt-SPD-Aktivist Hans Jochen Vogel hat kürzlich dem Parteivolk die Leviten gelesen - wie die Genossen es verbummelt haben, durch eine Änderung des Bodenrechts Spekulationen möglichst die Grundlage zu entziehen, und so die wahnwitzigen Steigerungen der Grundstückspreise und der Mieten in Folge zu bremsen:
(-nachlesenswert!)
Nun laufen gerade die Verhandlungen, ob meine alte SPD sich erneut in einer großen Koalition die Hände binden lassen oder in der Opposition, machtlos, aber hoch die rote Fahne, sich erneuern soll. Aus Wirtschaftskreisen war Bedauern über das Scheitern von Jamaika zu hören, denn mit FDP und Grünen hätten Themen wie soziale Gerechtigkeit besser außen vor bleiben können. JA
soll das etwa heißen, man hält diese SPD tatsächlich noch für beißfähig? Da könnte doch geradezu Hoffnung aufkommen - was mich nach dem Parforceritt durch so viele ernste Themen wieder zum Ausgangspunkt zurück bringt: im Beduftungsspray UNUM LAVS schwingen "
mystische Momente ebenso wie* frohgestimmte Verheißung!"
Vielleicht sollte mal ein durch Bodenwertsteigerung wohlhabend gewordener ehemaliger Juso ein Dutzend Dosen davon kaufen und der SPD-Bundestagsfraktion stiften. Kosten ja nur 68,97€ das Stück.